Erinnerungen an die einstige Poststelle Konzell 1914

Der heute 93jährige Gärtnermeister Heinz Schwarzer, genannt der “Bader Heinz”, Ehrenbürger und Altbürgermeister der Gemeinde Konzell, weiß noch genau von dieser Zeit zu erzählen

Die Poststelle Konzell hatte zu damaliger Zeit vier Postboten, so erzählt Heinz Schwarzer. Dies war notwendig, denn auch Rattenberg mußte von Konzell aus versorgt werden.

Wenn das Posthorn erklang ...
Ein besonderes Ereignis für uns Kinder war immer sonntags, wenn der Postillion durch das Dorf fuhr und das Posthorn erklang.
Der Postillion mußte werktags zweimal nach Konzell-Streifenau fahren und die Post vom Postwagen abholen, der an den Zug von Straubing nach Miltach/Cham angehängt war. Man konnte auch mit der Postkutsche nach Streifenau und wieder zurückfahren. Der alte Wanninger verlangte dafür eine Maß Bier, was dem damaligen wert von 20 Pfennig entsprach. “Ich kann mich noch gut erinnern, daß die Leute die mit der Bahn zu meinem Vater in Behandlung kamen, die Postkutsche von Streifenau aus benutzten.” Der Postillion Wanninger ist im ersten Weltkrieg gefallen.
Bevor die Poststelle in Konzell mit Telefon errichtet wurde, war die Post im heutigen Hotel Baumgartner untergebracht. Die Leitung hatte damals Karl Weber gemeinsam mit der Schraml Tochter - der Postbote Konrad Schraml war der Schwiegersohn von Karl Weber. “ Als Nachbarskind war ich ja öfter in`s Haus der Schraml`s gekommen und hab die Zeit erlebt, als es in Konzell noch kein Telefon gab. Um eine Verbindung mit Straubing herzustellen, benutzte man ein Gerät, auf dem eine komplizierte Tastatur zu betätigen war, um eine Verbindung zustande zu bringen.”
Zum Personal der Poststelle erzählt Heinz Schwarzer, daß der Hauptlehrer Seiler am 1. Mai 1909 mit seiner großen Familie von Ottmering nach Konzell kam. Die Einkommensverhältnisse eines Lehrers waren damals nicht rosig, deshalb übernahm er die Posten des Gemeindeschreibers von Konzell und der früheren Gemeinde Auggenbach, sowie die Buchführung der Raiffeisenkasse Konzell mit Lagerhaus. Übernommen hat Hauptlehrer Seiler auch die Postagentur Konzell, die ein großes Einzugsgebiet hatte, da auch Rattenberg mitversorgt werden mußte.
Nachdem Herr Seiler nur nachmittags in der Post arbeiten konnte, erledigten der Sohn Georg und die Tochter Maria die übrige Zeit diese Arbeit in der Post und der Telefonvermittlung. Sie waren dazu fachlich ausgebildet.
Die Poststelle Konzell war eine zentrale Fernsprechvermittlung, untergebracht im Schulhaus, was man schon äußerlich an dem riesigem Leitungsständer auf dem Dach erkennen konnte.
Die ersten Telefonanschlüsse ab dem Jahr 1912 waren in Konzell in der Brauerei Klett, in der Metzgerei Baumgartner, in der Bäckerei Helmhagen, in der Brauerei Haid und beim Vater von Heinrich Schwarzer, dem Bader und “Chyrurg”, gleichen Namens, der unter der Rufnummer 6 erreicht werden konnte. Konzell hat 1997 nach zähem Ringen das Briefverteilerzentrum erhalten und bildet nun einen postalischen Schwerpunkt im nördlichen Teil des Landkreises Straubing-Bogen. Die Strecke Stallwang Straubing war ein ebenes Gelände und konnte von dem Postauto leicht bewältigt werden. Die Steigung über den bergigen “Nutzen”, der Staatsstraße 2140 über Landorf nach Konzell herauf hätte das “Kraftpost-Auto” nicht “derschnauft”.

(Rosi Stelzl Febr. 1998)

x

Poststelle Konzell mit den Postbediensteten aufgenommen im Jahre 1914. Die beiden Bäume waren “Rotdornbäume”, erinnert sich Heinz Schwarzer noch genau.

Bildbeschreibung:
Auf dem Bild sieht man im Hintergrund den Hauptlehrer Seiler mit Gattin und vorne rechts beim Pferd den alten Wanninger, der werktags öfter zur Bahnstation nach Konzell-Streifenau fuhr. Er war der Vater vom Postboten Alios Wanninger, geboren 1907. Daneben haben Aufstellung genommen der Postschaffner Konrad Schraml, der junge Aushilfspostbote Gmeinwieser, der “Zimmerhansl Verl” aus Konzell und der Postbote Denzl, der mit seiner Familie in Haid wohnte. Der Postbote Otto Haslinger ist nicht auf dem Bild, da er noch auf dem Zustellgang in Rattenberg unterwegs war. Auf der Postkutsche zu sehen sind außerdem Maria Seiler und der Postillion Wanninger, der sich stolz in Uniform mit blauem Frack samt Zylinder präsentiert.


Ettl`sche Restauration u. Gasthof Grünenthal
Konzell-Süd anno 19..

Das erste “Kraftpost-Auto”
Übrigens, weiß Heinz Schwarzer zu erzählen, die erste Kraftpost-Linie in Bayern ging von Stallwang nach Straubing; dies beweist ein Foto, aufgenommen im Jahre 1908 am Posthof in Stallwang.


Das erste Kraftpostauto Bayerns, das die Strecke Stallwang-Straubing fuhr. Aufgenommen wurde das Foto im Jahre 1908 im Posthof Stallwang. Im mittleren Fenster steht der damalige Posthalter Johann Barnerssoi.