Glücksritter und Abenteurer aus Gossersdorf

Johann Kaspar Thürriegel wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, hatte aber ein bewegtes Leben

Am 31. Juli 1722 erblickte in einem Bauernhof in Gossersdorf Johann Kaspar Thürriegel das Licht der Welt, der sich würdig in das goldene Jahrhundert der Glücksritter und Abenteurer einreihen sollte.Die Thürriegels, wohl von altem Adel, waren heruntergekommen. Ihre Vorfahren sind als Landrichter von Mitterfels und Pfleger von Viechtach überliefert. Aber diese Zeiten waren schon lange dahin. Schon bald zeigte der junge Thürriegel, was in ihm steckte. Sein Wissensdurst kannte keine Grenzen, und vieles spricht dafür, daß er des Lateinischen kundig war und das Jesuitengymnasium in Straubing besuchte. Diese Kenntnisse sollten ihm vor allem in seinem späteJ. C. Thürriegelren Wirken in Spanien zugute kommen. Sein Hang zur "Schreiberey" führte ihn zunächst zur Bräuhausverwaltung in Gossersdorf und von da nach kurzer Zeit in die kurfürstliche Gerichtsschreiberei nach Mitterfels. Dort lernte er die zwei Männer kennen, die seinen zukünftigen Lebensweg bestimmen sollten. Der eine war der Eisenamtmann oder Gerichtsdiener Gschray, der andere Oberstleutnant Barreau in französischen Diensten. Gschray führte beim Einbruch der Panduren im Jahre 1741 eine Freikompanie in bayerischen Diensten und lud Thürriegel hierzu ein, der sich bald durch Mut und Unerschrockenheit auszeichnen sollte. Eine ihm dort versprochene Offiziersstelle schlug er jedoch aus und folgte der Werbung des Oberleutnant Barreau zur Französischen Armee, wo er sich mehr Beförderungschancen versprach. Dies war auch der Fall, und so sehen wir Thürriegel bald als Oberstleutnant im Generalstab des Marschalls Graf Moritz von Sachsen. Im Siebenjährigen Krieg leitete er dort die Abteilung für Feindaufklärung, sprich Spionage, mit großem Erfolg. Aber der Ehrgeiz Thürriegel's war davon nicht befriedigt, weil der Schreibdienst in Stäben ihm versagte, was andere auf dem Schlachtfeld zu Ruhm und Ehre brachte. So verließ er 1760 die französische Armee und trug seine Dienste Friedrich dem Großen als Freikorpswerber an in der Hoffnung, bald selbst an der Spitze der von ihm geworbenen Truppen, die zunächst unter ihm wohlbekannten Oberst Gschray standen, Geburtshaus  von  J.C. Thürriegel in Gossersdorfam weiteren Kriegsverlauf teilzunehmen. Er überwarf sich aber bald mit seinem Oberst, und der brachte es schließlich durch verschiedene Anschuldigungen dahin, daß Thürriegel verhaftet und als Staatsverräter in die Festung Magdeburg gebracht wurde. Zwei Jahre später konnte jedoch Thürriegel seine Unschuld beweisen und einen ehrenvollen Abgang aus preußischen Diensten erreichen. Zufrieden mit seiner Ehrenrettung begab sich Thürriegel 1766 nach Spanien, um dort dem König seine Dienste als Werber von Kolonisten anzubieten. Dies gelang ihm auch und aufgrund eines Vertrages mit der spanischen Krone versprach Thürriegel, inzwischen selbst zum spanischen Oberst befördert, binnen acht Monaten 6.000 katholische deutsche und flämische Bauern und Handwerker nach Spanien zu bringen. Die Bedingungen, mit denen Thürriegel um Kolonisten warb, waren für die damalige Zeit äußerst günstig. Aufgrund eines königlichen Dekretes erhielten die Einwanderer vom Tag der Werbung abKost- und Reisegeld. Nach ihrer Ankunft in Spanien aber waren ihnen neben einem Haus genügend Acker. und Weideland und Vieh versprochen. Die Bauern erhielten die versprochenen landwirtschaftlichen Geräte und die Handwerker ihr Handwerkszeug zugesagt. Außerdem sollten die Neusiedler zehn Jahre steuerfrei sein und ihre eigenen Priester zur Seelsorge erhalten. Gegenüber den Bedingungen, die damals die anderen Auswanderungsländer Amerika und Rußland boten, war dies eine große Verlockung für alle, die mit ihren Lebensbedingungen in der Heimat nicht mehr zufrieden waren. Thürriegel's Werbung hatte großen Erfolg, bereits 1775 zählte man in der Sierra Morena, wohin man die Einwanderer brachte, 15 Städte und 36 Flecken mit 2.446 Familien von 10.420 Personen deutscher bzw. flämischer Abstammung. Auf einem Bild, welches er mit 500 Gulden als Geschenk seinen Anverwandten in Gossersdorf schickte, steht geschrieben: "Den 24. Juli 1767 vollendete ich den mit Sr. Königl. Majestät geschlossenen Kontrakt, Kraft welchem 7.321 Familien aus Teutschland zur neuen Kolonie der Sierra Morena eingeführt und vom König aufgenommen worden sind." J.C. Thürriegel, kön. preuß. Obrist. Das Original des Bildes ist im letzten Weltkrieg in München verschollen, wohin es zur Restaurierung gegeben worden war. Glücklicherweise hat sich eine Aufnahme vor der Restaurierung erhalten. Thürriegel aber wurde seines Erfolges nicht froh. In Prozesse mit seinen Geldgebern verwickelt, suchte er erfolglos Anschluß und Hilfe bei Österreich. Ein Gesuch an den bayerischen Kurfürsten, ihm die Heimkehr zu ermöglichen, schlug ebenfalls fehl. Schließlich wurde er von einem seiner Widersacher des Schmuggels bezichtigt und in das Gefängnis von Pamplona geworfen. Ein Gesuch um Begnadigung und Freilassung an den spanischen König fand kein Gehör. So starb Thürriegel Mitte der neunziger Jahre, seiner Ehre und seiner Schätze beraubt, verbittert im Gefängnis. Sein Grab ist unbekannt. Die Kolonisten gingen in der dritten Generation in die neue Nation auf. Heute erinnern den Besucher der ehemaligen deutschen Kolonie in der Sierra Morena nur noch vereinzelt verballhornte und hispanisierte ehemals deutsche Namen an die Herkunft der Bewohner dieses Landstrichs
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(Dr. Rudolf Reichhart)

    Neid

    Mir ham mit-ra-nanda de Hausaufgab gmacht
    und s`Reserl am Haarschüwe gschopft,
    beim Kegelscheibn gwunna, de Dümmern ausglacht,
    für d`Hüawa vom Sepp Stoana klopft.

    I bin in am Amt dann a Höherer wordn,
    schee staad san de Kegln verstaubt.
    Hasd abgsagt, hab di ois mein Spezl verlorn,
    hätt des meina Lebtag net glaubt.

    Mi Schreckn im Gsicht deine Augn voller Gluat,
    meim Gruaß habst du allaweil aus.
    I war so stark protzi, schimpfts du voller Wuat,
    vom Neid werd koa Freindschaft mehr draus.

    (Johanna Behringer)