Patrona Bavariae
Maria Schutzfrau Bayerns

Als im Jahre 1916 die Bedrängnisse des Krieges weithin spürbar waren, richtete König Ludwig III. von Bayern zugleich mit seiner Gemahlin, der Königin Maria Theresia, nach dem frommen Beispiel der Ahnen, sowie auf die dringenden Wünsche der katholischen Bevölkerung hin am 8. April 1916 durch Seine Eminenz Andreas Frühwirt an Papst Benedikt XV. die Bitte "die allerseeligste Jungfrau und Gottesmutter Maria als Hauptpatronin Bayerns durch den Apostolischen Stuhl zu erklären". Ferner sollte alMutter Gottes Statue in der Gallnerkircheljährlich im Marienmonat ein eigenes kirchliches Fest unter dem Titel "Patrona Bavariae" mit einem entsprechenden Ritus und einem besonderen Offizium gefeiert werden. Papst Benedikt XV. hat dieses Anliegen äußerst huldvoll entgegengenommen und mit Dekret vom 26. April 1916 "die Gottesmutter Maria zur Hauptpatronin des Königreiches Bayern ausdrücklich erklärt und erhoben mit allen Ehrenbezeichnungen und Privilegien, welche nach dem Rechtsgebrauch den Schutzpatronen eines Landes zukommen". Außerdem gewährte er, daß das Fest in allen Diözesen Bayerns alljährlich am 14. Mai mit einem eigenen Brevier- und Meßformular gefeiert werde. Das Dekret erklärt dazu ausdrücklich, daß Bayerns Volk und Herrscher seit ältester Zeit in inniger Liebe und kindlicher Verehrung der allerseeligsten Jungfrau miteinander wetteiferten, daß überall in Städten und Dörfern zu Ehren der Gottesmutter Kirchen und Altäre errichtet wurden, daß zahlreiche Marianische Bruderschaften und Kongregationen sich bildeten, denen auch Mitglieder des Herrscherhauses angehörten.  Besonders im Wesen des Herzogs und späteren Kurfürsten Maximilian I. war die Verehrung der Gottesmutter die innerste Zelle seiner Religiosität. Die Verehrung Mariens als "Patrona Bavariae" erlangte während seiner Regierungszeit geschichtliche Bedeutung. Die Verehrung der "Patrona Bavariae" als Herzogin in Bayern war dem Volk wohl vertraut, wie ein Marienlied aus dem Jahre 1616 beweist:

          Maria, Himmel Königin
          Der ganzen Welt ein Herrscherin:
          Maria bitt für uns.
          Du Herzogin in Bayern bist,
          Das Herzogtum dein eigen ist.
          Darum liebreiche Mutter,
          Reich uns dein milde Hand,
          Halt dein Schutzmantl ausgespannt
          über das ganze Bayernland!

1623 ließ Maximilian zum erstenmal einen Marientaler prägen, auf dem die Muttergottes sitzend mit dem segnenden Jesuskind dargestellt ist. Die Umschrift lautet: "Clypeus omnibus in te sperantibus - Schild für alle, die auf dich hoffen". Nachfolgend ein paar Orte, die stellvertretend für viele weitere für die altehrwürdige Tradition der Marienverehrung bürgen. In Regensburg ist es die Basilika U. L. Frau zur Alten Kapelle, älteste Wallfahrtskirche Bayerns, in römischer Zeit heidnischer Tempel (vermutlich der Göttin Juno geweiht), danach eine Kapelle der heiligen Jungfrau Maria, Hofkapelle der bayerischen Herzöge, der karolingischen Könige und Kaiser. Als Wallfahrtsort weithin bekannt ist die Gnadenkapelle in Altötting. Seit Jahrhunderten pilgern dorthin aus allen Gebieten Bayerns viele Gläubige, einzeln und in großen Gruppen, aus allen Ständen des Volkes, junge Leute und Alte, um die Gottesmutter zu verehren und ihre Hilfe zu erbitten. In unserer engeren Heimat sind die Wallfahrtsorte Bogenberg und Sossau zu erwähnen, die sich nach ihrer Gründung seit dem Mittelalter zu vielbesuchten Gnadenstätten marianischer Frömmigkeit entwickelten. Aber nicht nur in Altbayern, auch in Franken wurde die Gottesmutter von alters her als "Herzogin von Franken" verehrt und in der Gestalt der "Immaculata" vom Beginn des 18. Jahrhunderts an als "Patrona Franconiae" verehrt. Die Einführung des Festes "Patrona Bavariae" im Jahre 1916 war natürlich für Dichter und Komponisten eine willkommene Gelegenheit, neue Texte und Vertonungen zu gestalten. Zur Melodie "Maria breit den Mantel aus" verfaßte Friedrich Dörr aus der Diözese Eichstätt den sehr ansprechenden Text, von dem hier die erste und zweite Strophe zitiert werden sollen:

          Maria, Himmelskönigin,
          der Menschen treue Helferin:
          Du Bayerns hohe Schutzfrau bist,
          das Land und Volk Dein Eigen ist.
          Patronin voller Güte,
          das Bayernland behüte

          Oft hat in schicksalsschwerer Zeit
          Dein gläubig Volk sich Dir geweiht.
          Du bist ihm Trost und sichrer Hort,
           in Angst und Not ein Zufluchtsort.
          Patronin . . .

Das Fest der "Patrona Bavariae" wurde erstmals am 14. Mai 1917 in allen bayerischen Bistümern feierlich begangen. (August Scharnagl)