Feldkreuze, Marterl, Bildstöcke

Einsam und in sich versunken grüßen die Kreuzsäulen, Sühnekreuze, Marterl und Bildstöcke am Rande unserer Wege und mahnen uns an die Jahrhunderte, die an ihnen vorüber-gegangen sind. Ganz von selbst erzählen sie von Krieg und Unheil, von Pestilenz und harter Not, von Unglücksfällen und Verbrechen. Sie berichten uns von Sitten und Gebräuchen, die schon längst vergessen, von Geschlechtern, deren Spuren verwischt und verweht sind. Lange war der Mensch mit diesen stummen Zeugen aus ferner Zeit auf das innigste verbunden. Sie offenbaren tiefe Volksfrömmigkeit. Flurumgänge mit einer Segensandacht zum Schutze der Fluren bei einem Kreuz oder Marterl, das an der Gemarkungsgrenze stand, gehörten einst zum kirchlichen Jahresablauf. Bei den am Wege stehenden Kreuzen und Marterln waren Feldaltäre aufgebaut, der begleitende Geistliche verkündete die vier Evangelien und segnete die Fluren. Mündliche Überlieferungen berichten, daß Feldkreuze und Marterl auch an Plätzen aufgestellt worden seien, wo es weihezte. Für die Aufstellung von Feldkreuzen und Marterln sind die christlich-religiösen Impulse vorherrschend gewesen. Papst Leo III. empfahl 779 die Errichtung von Steinkreuzen, Bildsäulen, Sühnesteinen, Martersäulen, die Totengedenken und Mahnung zugleich sein sollen (Roth). Es überrascht jedoch die Systematik der Standorte. Ein großer Teil von ihnen steht an der Gemarkungsgrenze zwischen zwei Ortschaften. Es wurden damit wohl Hoheitsrechte von Dörfern und Gemeinden, oder auch Grundherrenrechte markiert und abgegrenzt (Stahlreder). Im 15. Jahrhundert aufgestellte Marterln bezogen sich vorwiegend auf das Leiden und Sterben Christi. Aber ein Marterl kann genau so gut Blutzeuge sein für ein Unglück oder ein Verbrechen, das an dieser Stelle in alter Zeit geschehen ist. Es sorgt alter Volksfrömmigkeit zufolge darfür, die Seele des Abgeschiedenen aus dem Fegefeuer zu erlösen. Die Verkleinerungsform "Marterl" ist wohl bayerischen Ursprungs für Marter, oder Martyrium.



Bei Punzendorf ragt an der Straße nach Konzell ein Bautastein, der auf der Nordseite über der Steinzeichnung von der im Labyrinth der Unterwelt gefangenen Sonne auch die aufsteigende Siebenstrahlige in der Gestalt des achtspeichigen Rades zeigt.



Steinkreuz an der Weggabelung bei Konzell-Süd
am Fuße des altheiligen Gallner-Berges, seit Urzeiten Sinnbild der immer wieder auferstehenden Sonne.

 

 



Totenbretter

Das Totenbrett hieß früher "Rebrett" vom mittelhochdeutschen Worte re, d.h. Leiche. Dieser Brauch der Totenbretter ist uralt und geht bis auf die Zeit zurück, als das bajuwarische Volk noch heidnisch war. Das älteste Gesetzbuch der Bayern erwähnt schon diesen Brauch im 7./ 8. Jahrhundert. Unsere heidnischen Vorfahren gaben dem Toten das Leichenbrett mit ins Grab. Er wurde in der Grube damit zugedeckt und sollte nach altem Glauben so geschützt sein gegen böse Geister und gegen Beraubung böser Menschen. Bei uns war vor alters der nächste und unmittelbare Zweck dieser Totenbretter, die Leiche im Hause darauf zu legen, sie auf dem selben, ohne Sarg, offen in die Kirche zu tragen zu den Gottesdiensten, welche in Gegenwart der auf der Bahre liegenden und mit einem Bahrtuche bedeckten Leiche gehalten wurden.Nach beendetem Requiem wurde dann die Leiche vom Brette weg in das Grab hinuntergerutscht, woher der Ausdruck stammt statt sterben: "Er wird bald vom Brettl rutsch'n". Früher wurden die Totenbretter in roher Form, unbemalt, mit drei eingeschnittenen Kreuzeln an bestimmten Stellen des Kirchenweges auf den Erdboden hingelegt, um die Vorübergehenden an die Verstorbenen zu erinnern und zum Gebete für die selben aufzufordern. Wer auf ein solches Brett mit Füßen trat, mußte für den Verstorbenen ein Vater unser beten. Diese Bretter sollten nicht entfernt werden, sondern liegen bleiben, his sie verfaulten. Später wurden dann diese Bretter bemalt und bei Kapellen oder Wegkreuzen aufgestellt.

Totenbretter bei Kreuth (1937)

Totenbretter am Ortseingang von Gossersdorf