Frühe Geschichte
des Konzeller Raumes

Die Gründung von Konzell dürfte demgemäß um das Jahr 920e erfolgt sein. Bald siedelten sich die ersten Siedler um die Celle des frommen Cuno herum an und wohl hat sich auch ein Edelmann zu ihrem Schutz und als Vertreter des Grundherrn dort ein Steinhaus gebaut, denn im Jahre 1126 kommt in einer Bulle des Papstes Honoris II. ein "Sigibert de Chunencelle" vor, aus der Zahl der Ritter des Grafen Friedrich II. von Bogen. Die Grafen von Bogen waren damals eines der mächtigsten Geschlechter und Herrn des Gebietes von der böhmischen Grenze bis Wörth a. d. Donau und bis Hildegardsberg a. d. Ilz.
Die wahrscheinlich erste urkundliche Nennung Konzells ("Cononcella") geschieht in den um 1100 angelegten ersten Urbar des Klosters Oberalteich, das bereits damals Zehentrechte in Konzell besessen hat.
Als alleinige Grundherrn in Konzell sind bis zu ihrem Aussterben die Graten von Bogen anzusehen; dies ergibt sich aus dem Wortlaut einer Schenkungsurkunde aus 1225, nach welcher die Kirche von Konzell auf dem "patronium" der Grafen von Bogen gegründet ist.
Das Kloster Oberalteich selbst hat in Konzell offensichtlich keinen Grundbesitz erwerben können.
Im Jahre 1311 erhielten die Niederbayerischen Landstände durch die Ottonischen Handveste Herzog Otto III. Edelmannsfreiheit und niedere Gerichtsbarkeit als erbliches Lehen. Dadurch entstanden viele Hofmarken, auch Konzell wurde zur Hofmark.
Aber nur wenige der alten Geschlechter haben das I4. Jahrhundert überdauert, wahrscheinlich infolge der Wirkungen der Kreuzzüge. So verliert sich auch das Geschlecht der Chunenzelle im Dunkeln, obwohl im Jahre 1425 noch ein Hauptmann "Kunzeller" erwähnt ist.
Es darf als sicher gelten, daß nach dem Aussterben der Grafen von Bogen die Wittelsbacher Herzöge Besitznachfolger in Konzell geworden sind. Darauf weist auch die Formulierung Hunds in dessen Stammbuch hin, wonach 1583 die Hofmark Konzell, die bis zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Perlachinger war, an Hans Eberhard von Closen zu Arnstorf gelangte. Die Besitzer der Hofmark Konzell wechselten anschließend in rascher Folge. Der von 1690 bis 1721 in Landshut tätige Rentmeister und Regierungsrat Johann Josef Goder Freiherr von Kriestorf nannte sich noch "auf Kapfing, Kailling, Forst, Konzell ..." 1726 war Josef Oswald Freiherr von Schuss Inhaber der Hofmark. Seine Familie besaß sie noch 1750. 1778 gehörte Konzell den von Viechterschen Erben. Schließlich ging, sie in Privatbesitz über.
(sinngemäß übernommen aus Bayer. Hauptstaatsarchiv, Abt.l, Kl. Oberalteich 1 fol. 2).


Geographische Lage

Konzell liegt nördlich der Donau an der Grenze zwischen Vorderem und Mittlerem Bayerischen Wald etwas östlich der Linie Straubing-Cham auf 621 m Meereshöhe. Es ist damit auf einem der vielen Hügeln dieser Gegend angesiedelt, die, in Abwechslung mit Tälern und kleinen Bergen, diesem Gebiet ihr Gepräge geben, und ist, wie die anderen Dörfer der Umgebung zwischen Gäuboden und Hinterem Bayerischen Wald eingebettet. Östlich und westlich rahmen zwei Bachtäler den Raum ein, im Osten das der Menach, die bei Konzell entspringt und in die Donau mündet, im Westen das der Kinsach. Eine Bedeutung als Wasserscheide erhält Konzell durch den Ödbach, der nördlich des Ortes dem Regen zustrebt.
Die nächstgelegenen Städte: im Norden und Nordosten Cham, Kötzting und Viechtach, im Süden Bogen und Straubing, wo sich auch der Landkreissitz befindet. Mit diesen Hauptorten ist Konzell durch ein gut ausgebautes Straßennetz verbunden.
Die Gemeinde Konzell umfaßt heute folgende Ortschaften, Weiler und Einöden: Das Pfarrdorf Konzell, Scheibelsried, Ichendorf, Ichenberg, Eckstein, Denkzell, Höllhof, Gallner, Forsting, Großhöfling, Kleinhöfling, Blumern, Pöslasberg, Riemersdorf, Waldmenach, Konzell-Süd, Kleinmenach, Aign, Viertl, Kleinwieden, Großwieden, Hadermühl, Hadergrub, Punzendorf, Kuniskofen, Sicklasberg, Zierling, Burgstadl, Gsang, Hof, Bleichhaus, Irlberg, Hochholz, Holzhaus, Kleinmenhaupten, Menhaupten, Artlsöd und Streifenau. Hinzu kommen die Ortschaften der früheren Gemeinde Auggenbach: Das Dorf Auggenbach, Haiderhof und Haid, sowie die Ortschaften der früheren Gemeinde Gossersdorf: Das Dorf Gossersdorf, Geiersberg, Hintergrub, Sonnnberg, Glasbrunn, Buchstauden, Stockwies, Köhlburg, Hofen, Hochfeld, Kasparzell, Reiben, Kumpfmühl, Stocka, Weiher, Rettenbach, Kreuth und Röhrlmühle.
Die angrenzenden Nachbargemeinden sind: Rattenberg, Haibach, Stallwang und Loitzendorf, während sich im Norden der Regierungsbezirk Oberpfalz anschließt.


 

 

Mei Hoamat


Wißt`s, wo mei Hoamat is? Drobn auf der Leitn,
Stehnand drei Höf beinand; siehgst as von weitn.
Hängt a weiß Haferl schelch, umgstülpt, am Gadern,
Und des kloa Haus hiebei, des ghört mein Vodern.

Samma siebn Kinder grad, des is schier z'weni,
Waarn allesamt am Lebn, da waarn ma zehne.
Hamma vier Kammern bloß, viel will`s net hoaßn,
Und grad oa Kuah im Stall und a paar Goaßn.

Iß kaam drei Batzn wert, s`Häuserl, as nieda,
Hon is halt dennerscht gern, siech i`s oft wieda.
Is ja mei Hoamat, schaug, wo i bin gwachsn,
Mit Buama-Leid und -Freid und Buamafaxn.

Hörst as, wias Finkerl schlagt und `s Schwaiwerl wischpert?
Wia daß as Brünnerl gluxt und `s Mäuserl bischpert?
I kenn jeds Stoandl da und a jeds Winkerl,
Wo bin ummagschlupft als a kloans Binkerl.

Elternliab, Hoamatliab - `s is allwei `s alte:
Draußt in der Welt balst bist, ziahgt`s di erscht gwalti!
Draußt bei de fremdn Leut; Ruah hast da koane;
Vui schöne Platzerl gibts - Hoamat grad oane!

(Karl Bauer)

 


Land und Leute

Land
Landschaft und Klimaverhältnisse sind in engem Zusammenhang mit dem Menschenschlag dieser Gegend zu sehen. Die Entstehung des bayerischen Waldgebirges kann auf die Zeit vor etwa 60 Millionen Jahren festgesetzt werden. Damals fand eine neuerliche kräftige Heraushebung des Waldgebirges statt. Das Gebiet des Bayerischen Waldes wurde dabei zerstückelt und einzelne Teile stärker hervorgehoben. Der obere Bayerische Wald erfuhr an der Südwestkante zur Donau und zur Kinsachsenke eine Heraushebung und gegen Norden zur Pfahllinie eine Absenkung. Damit sind auch die typischen Züge der Landschaft für diesen Raum festgelegt. Das Gemeindegebiet wird umgeben von einer Bergkette bestehend aus dem Kramerschopf und Kreuzhaus im Osten, dem dreigipfeligen Querriegel des Gallners im Süden, der Hohen Tanne im Westen und dem Himmelberg im Norden. Innerhalb dieser Eingrenzungen sind die vielen kleinen Dörfer und Weiler über das hügelige Gelände mit seinen weiten Mischwäldern, Wiesen und Feldern verstreut.

Klima
Der Abwechslungsreichtum des Landschaftsbildes scheint sich auch in den Klimaverhältnissen fortzupflanzen. Der Bayerische Wald und der Oberpfälzer Wald liegen noch innerhalb der Grenzzone zwischen ost- und westeuropäischer Klimaprovinz. Beim Vorherrschen Osteuropäischer, kontinentaler Klimaeinflüsse ist dis Klima im Sommer sehr warm und trocken, im Winter sehr kalt und schneearm. Die östlichen Winde wirken austrocknend und verstärken im Winter als gefürchteter "Böhmwind" die Kälte. Herrschen westeuropäische, maritime Klimaeinflüsse vor, dann sind die Sommer kühl und feucht, die Winter mild und schneereich. In den Tief- und Mittellagen hat das Klima im allgemeinen einen noch mehr kontinentalen Charakter. Da diese Angaben für den Konzeller Raum zutreffen, ist es auch erklärlich, daß hier der Winter zwar länger und strenger herrscht als im südlich gelegenem Donaugebiet, dennoch nicht die Stärke des östlichen und nordöstlichen Gebietes erreicht.

Leute
Die Klimaverhältnisse, aber hauptsächlich auch die Landschaft mit seiner starken Durchgliederung dürften sich auch auf die Menschen ausgewirkt haben. Jeder Ort, ja sogar jeder Weiler hat hier teilweise sein eigenes Gemeinwohl entwickelt, was sich nicht zuletzt in einem gewissen Stolz und Lokalpatriotismus zeigt. Diese Eigenheit wird auch im dörflichen Vereinsleben deutlich, das eine verhältnismäßig große Zahl von Vereinen aufweist, die sich teilweise über kleine Gemeindeteile erstrecken [siehe: Die Vereine der Gemeinde). Alle bemühen sich neben ihren eigentlichen Aufgaben und Zielen sehr um die Pflege der Geselligkeit und um die Förderung der Heimatliebe und des Brauchtums, das in neuester Zeit wieder große Anerkennung und starken Aufschwung erfahren hat.